SP Dulliken taucht in Zofinger Geschichte ein
Kürzlich traf sich eine neugierige Schar der SP-Dulliken auf dem Bahnhofplatz in Zofingen zum traditionellen Herbstanlass. Eine Führung durch unsere Nachbarstadt Zofingen war angesagt!
Eine Marktfrau aus dem Mittelalter erwartete uns. Sie nahm uns mit in eine interessante Zeitreise durch die Geschichte von Zofingen.
Sie versicherte uns glaubhaft, dass ihr Job damals sehr hart gewesen sei, dass ihre soziale Stellung niedrig war und dass
sie für alles und jedes ihre Steuern abzuliefern hatte!
Unsere erste Station war der Folter- oder Streckturm, gleich gegenüber dem Bahnhof. In diesem Turm, früher ein Bestandteil
der Stadtmauer, wohnte der Henker. Seine Aufgabe beinhaltete auch die behördlich angeordneten Folterungen, welche in eben diesem Turm stattfanden. Die Hinrichtungen hingegen wurden auf dem
"Galgenplatz", ausserhalb der Stadt und ganz an der Grenze zum Luzernischen vollzogen.
Unsere Marktfrau verstand es, mit vielen Geschichten und Anekdoten aus der damaligen Zeit unser Interesse zu
wecken.
Nach diversen Stationen erreichten wir den "Niklaus-Thut-Platz". Uns allen war bekannt, dass Zofingen auch die Thut-Stadt genannt wird. Hier erfuhren wir, dass Niklaus Thut in den 1370-ern Jahren Schultheiss von Zofingen war. Verehrt wird er aber wegen seiner Heldentat in der Schlacht bei Sempach.
Damals im Juli 1386 starb Niklaus Thut als Bannerträger mit vielen Getreuen an der Seite der Habsburger. Er soll gemäss
Überlieferung kurz vor seinem Tod das Zofinger Banner verschluckt haben, um es vor den plündernden Eidgenossen zu retten und den Zofingern die riesige Schmach des Bannerverlustes zu
ersparen.
Unsere versierte Stadtführerin vermochte uns mit ihren anschaulichen Erzählungen voll in ihren Bann zu ziehen. So wusste sie, dass der verheerende Brand von 1396 die ganze Stadt in Schutt und Asche legte und leider auch die meisten alten Dokumente vernichtete.
Wir vernahmen weiter von ihr, dass der St. Urbanhof, dessen älteste Teile noch aus dem 13. Jahrhundert stammen, von einem reichen Zofinger Bürger dem Kloster St. Urban geschenkt wurde, um sich gemäss damaligem Glauben einen guten Platz im Himmel zu sichern! Oder dass im Mai 1418 der neu gewählte Papst Martin auf seiner Reise von Konstanz nach Rom nach diversen Übernachtungen hungrig in Zofingen eingekehrt sei, und dass die Zofinger ihm trotz Fastenzeit ein reichhaltiges und üppiges Mahl bereitet hätten. Der glückliche Papst habe es den Zofingern mit einem Sack voll Geld verdankt, von dem jeweils die guten Lateinschüler einen Batzen erhalten sollten. Noch heute werde in Zofingen dieser Brauch weiter geführt, selbst wenn dieser Geldsack natürlich schon längst leer sei.
Bei einem unscheinbaren schmalen Gässchen zwischen zwei Häuserzeilen erfuhren wir, dass diese Gässchen an der Rückseite der
Häuser „Ehgraben“ genannt wurden und früher der Abfallentsorgung dienten. Hierhin wurde alles geworfen, was nicht mehr gebraucht wurde, inklusiv Abwässer und Aborte. Ein Paradies für Schweine,
aber auch für Ratten und Ungeziefer. Den fürchterlichen Gestank von damals können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen!
Zum Abschluss führte uns unsere Marktfrau in die Stadtkirche. Der imposante Kirchturm beherbergt sechs Glocken, von denen die grösste knapp sieben Tonnen wiegt. Die kleinste, die Mauritiusglocke, stammt aus dem Jahre 1403.
Im Innern der Kirche sind die verschiedenen Baustiele der unterschiedlichen Bauepochen gut sichtbar. Den grossen
Erweiterungsplänen zu einem Münster setzte die Reformation im frühen 16. Jahrhundert aber ein jähes Ende!
Mit einem herzlichen Applaus und einem kleinen Präsent verabschiedeten wir unsere geschichtskundige Marktfrau und entliessen
sie wieder zurück ins Mittelalter.
Unsere Gruppe hingegen kehrte bei einem guten Abschlusstrunk in die Gegenwart zurück.
Beim anschliessenden gemeinsamen Nachtessen am „Brügglifest“ wurde noch über das eine oder andere Gehörte und Erlebte diskutiert. Ein Geschichtsunterricht mit Spassfaktor!
Bericht:
Edy Lütolf
Fotos: Andrea Bolliger
& Hugo Fürsinger